Sie suchen die richtige Lagerverwaltungssoftware?
Wächst ein Unternehmen, so sind in vielen Fällen Umstellungen oder gar Erneuerungen von IT-Systemen und Software erforderlich. Der Osnabrücker Großhändler für Autoteile Wessels + Müller AG zeigt in seiner Warehouse-Logistik, wie eine skalierbare Lösung den raschen Ausbau geschäftlicher Aktivitäten und der dafür nötigen Strukturen unterstützen kann. Dabei hat das Unternehmen das Know-how aufgebaut, um das Wachstum seiner logistischen IT-Infrastruktur fast vollständig selbst zu realisieren. Das Unternehmen steuert mit dem Warehouse Management System (LFS) mehrere Lager an drei Standorten einschließlich ihrer automatischen Bereiche und der gesamten Fördertechniken.
Mehrere Stufen kennzeichnen die Entwicklung von Wessels + Müller zu einem der größten Autoteilehändler Deutschlands. So wurden im Logistikzentrum in Lotte bei Osnabrück seit 1990 mehrere Lagerhallen in Betrieb genommen, im Jahr 2001 kamen ein automatisiertes Hochregallager und fünf Jahre später ein 4000 Quadratmeter großes Verladeterminal hinzu. Mittlerweile umfassen die Hallen in dem Komplex eine Gesamtfläche von etwa 35 000 Quadratmetern, die Zahl der ausgeführten Kommissionierpicks wuchs im Zeitraum der letzten zehn Jahre von 5 auf über 40 Millionen. Für die mehr als 80 bundesweit verteilten Verkaufshäuser werden etwa 160 000 Artikel rund ums Auto täglich bereitgehalten. Zu den logistischen Anforderungen zählen eine Vielzahl von Artikeln und Varianten sowie sperrige und spezielle Waren, die teilweise in eigenen Bereichen vorzuhalten sind wie etwa Reifen auf den Außenflächen des Logistikkomplexes, Glasscheiben oder auch Auspuffanlagen. Seit 1998 setzt der Konzern das Lagerverwaltungssystem LFS des Logistik-Technologieanbieters Ehrhardt Partner Group ein.
Wie der Assistent der Logistik-Leitung Frank Wesseling betont, arbeitet sein Unternehmen permanent am Ausbau wie auch an der Optimierung des Systems. Dabei werden die Projekte zur Erweiterung und Modernisierung der Lagerführung nicht nur bei laufendem Betrieb, sondern fast stets auch von Wessels + Müller selbst realisiert. So wurde eine weitere Lagerhalle fertiggestellt, die in das Warehouse-Management-System (LFS) integriert wurde. Die hohe Parametrisierbarkeit ermöglichte es, Lagerorte und -plätze selbst einzurichten; die Geschäftsprozesse konnten aus den Bereichen übertragen werden, wo sie schon seit Jahren zuverlässig funktionieren. „Als Kunde kann man sehr selbständig agieren“, kommentiert Wesseling und ergänzt, man sei in der Lage, nicht nur neue Lagerhallen und -bereiche einzurichten, sondern auch die Schulung der Mitarbeiter in LFS in eigener Regie durchzuführen. Mit den Experten des Software-Herstellers Ehrhardt Partner Group wird telefonisch Kontakt aufgenommen, wenn neue Ideen, beispielsweise zur Optimierung oder zur Abbildung von Prozessen, durchzusprechen sind.
Auch beim Logistikspezialisten in Boppard schätzt man das Wissen, das der Kunde aufgebaut hat. Dort entwickele man die eigene Intralogistik kontinuierlich weiter, sagt Marco Ehrhardt, geschäftsführender Gesellschafter des Softwarehauses: „Bei Wessels + Müller ist man ständig auf der Suche nach zusätzlicher Performance.“ Man wisse selbst gar nicht, was der Autoteilehändler alles in seiner Logistik umsetze, fügt Ehrhardt hinzu: „Der Kunde ist mit LFS autonom und kann selber laufen. Wir haben damit ein wichtiges Ziel erreicht.“ Dies sehe man bei der EPG auch als Bestätigung für die Qualität der eigenen Software an.
Seit 2008 setzt Wessels + Müller im gesamten Lager Pick-by-Voice ein, mehr als 50 Kommissionierer nutzen inzwischen diese Technik. Ist der Mitarbeiter mit einem Kommissionierwagen fürs Multi-Order-Picking unterwegs, so spricht er zunächst die Wagennummer ein und wird dann vom System wegeoptimiert durchs Lager geführt. Die Kommissionierwagen, ebenfalls eine Entwicklung von Ehrhardt Partner Group, ermöglichen die parallele Bearbeitung von bis zu 48 Aufträgen; sie werden in der zweigeschossigen Fachbodenregalanlage mit über 70 000 Lagerplätzen für Kleinteile eingesetzt. Während eines Kommissionierlaufs wird der Mitarbeiter zu den Entnahmeorten geleitet und über die Sprachführung aufgefordert, die benötigte Artikelmenge für die einzelnen Aufträge zu entnehmen. Gleichzeitig zu jeder Entnahmeanweisung leuchtet am Kommissionierwagen ein Lichtsignal unter dem Behälter auf, in den der betreffende Artikel zu kommissionieren ist. Die richtige Zuordnung des entnommenen Artikels zu dem einzelnen Auftrag wird so unmittelbar sichergestellt. Der Einsatz des Kommissionierwagens fürs Multi-Order-Picking bedeutet eine deutlich reduzierte Fehlerquote, eine höhere Effizienz und eine spürbar schnellere Abwicklung der Kommissionieraufträge. Ebenso steuert LFS die Kommissionierung über die Behälterförderanlage. Damit bewegt das Unternehmen die weitaus meisten Artikel, wie Logistikexperte Wesseling erklärt: „Hierüber läuft alles, was wir über die Fördertechnik fahren können.“ Die Waren aus den verschiedenen Kommissionierbereichen werden anschließend im Verladeterminal zusammengeführt. Dort scannen die Mitarbeiter die Barcodes der eingehenden Kommissionierbehälter, worauf ihnen das Verladeziel angegeben wird. Hier erfolgt auch die Konsolidierung der Aufträge. Das System berechnet, wie die Artikel beziehungsweise Aufträge auf die Besteller (gleich Filialen) zu verteilen sind, um die Transporte zu optimieren.
Die genannten Kommissioniertechniken Pick-by-Voice und Scan erlauben auch einen reibungslosen Wareneingang. Nach automatischer oder manueller Übernahme der Daten in LFS erfolgt die Vereinzelung der Waren in lagertechnische Einheiten. Das System erzeugt die Transportetiketten oder fordert den Mitarbeiter auf, die Artikel mit einem Lademitteletikett des Behälterlagers zu verknüpfen. Auf die Buchung gegen die vorhandene Bestellung folgt die Einlagerung, die in den Fachbodenregalen manuell und im Hochregallager fast nur automatisch ausgeführt wird. In letzterem, das in neun Gassen 11 000 Palettenplätze bereithält, steuert LFS die Einlagerung der Waren über Regalbediengeräte; die hingegen bei der Entnahme der Artikel von Kommissionierern bedient werden. Sobald das Ablegen der Ware am zugewiesenen Platz mittels MDE und Pick-by-Voice bestätigt wird, ist sie im Bestand verfügbar. „Jede Artikeleinlagerung und -entnahme wird in Echtzeit gebucht. Der Vorteil für Transparenz und Planungssicherheit ist enorm“, betont Frank Wesseling. Die Lagerverwaltungssoftware (LFS) ermöglicht zusätzlich eine permanente Inventur. Dies bedeutet nach Wesselings Einschätzung eine „enorme Erleichterung“ gegenüber der vorher praktizierten Stichtagsinventur: „Früher waren die Lager drei Tage lang geschlossen.“
Über die Erweiterung des Logistikzentrums hinaus wurde auch die Integration verschiedener Prozesse und Einheiten in das Lagerführungssystem vollzogen. Zunächst führte Wessels + Müller mit der Software nur die Einlagerung und Kommissionierung, ehe 2002 das Hochregallager hinzukam und ein Jahr später die Fachbodenregalanlage mit Behälterfördertechnik sowie 2005 das Verladeterminal. Wie Frank Wesseling erklärt, wird zur Steuerung der Gesamtlogistik die Leitstandsfunktion in LFS über alle Lagerbereiche genutzt. Die Software hat „einen sehr starken Standardkern“, fügt er hinzu, zusätzlich habe man angesichts der komplexen Abläufe auch einige Prozesse individuell programmiert. Der Betrieb sei extrem zuverlässig, hebt der Experte hervor, schließlich „muss in der Logistik alles laufen“. Auch die Release-Wechsel haben keine Probleme bereitet.
Darüber hinaus wurde das Lagerführungssystem auch für Erweiterungen eingerichtet, die über das Unternehmen hinausgreifen. 2004 fand die Anbindung der zum Konzern gehörenden Fuchs + Sanders GmbH & Co. KG statt. Für den Großhändler von Schrauben und Verbindungstechnik wurde im Warehouse-Management-System ein Mandant angelegt, die Integration erfolgte hier mit einer ERP-Software von Comarch (vormals SoftM). Das Tochterunternehmen versorgt aus seinem Logistikzentrum in Osnabrück eigene Standorte sowie Fachmärkte in ganz Deutschland. Im Jahr darauf wurde, gleichfalls über die Einrichtung eines weiteren Mandanten, LFS über eine Standleitung einem externen Dienstleister zur Verfügung gestellt. Dieser hält Gefahrgutartikel wie Öle, Lacke und Bremsflüssigkeiten außerhalb in einem eigenen Lagerbereich vor und sorgt hier für die Kommissionierung und gefahrgutgerechte Verpackung der Waren. Nach dem Transport zu Wessels + Müller werden diese im Verladezentrum mit den Lieferungen für die Niederlassungen vereint.
Das Warehouse Management System (LFS) beweist seine Vielseitigkeit im Einsatz beim Großhändler Fuchs + Sanders, dessen Anforderungen sich deutlich von denen bei Wessels + Müller unterscheiden. Fuchs + Sanders hat mit Schrauben und Verbindungstechnik sehr viele Kleinstteile im Sortiment. Das Abzählen von Bestellmengen wäre oftmals nicht effizient. LFS ist deshalb so konfiguriert, dass es die Entnahme von Mengen zulässt, die von der Order abweichen. So kann etwa bei einer Bestellung von 90 Schrauben die komplette Verpackungseinheit kommissioniert werden, auch wenn diese 100 Stück enthält.
Sowohl bei Fuchs + Sanders als auch bei anderen Tochterunternehmen ist LFS zusammen mit dem neu entwickelten Warehouse Control System (WCS) im Einsatz, welcher unter anderem die Regalbediengeräte in zwei Automatiklagern und zugehörige Förderstrecken steuert, die zur Konsolidierung der Kommissionierbehälter dienen bis zur Ausschleusung zu den Packbahnen. Somit nutzt der Konzern in allen Unternehmensteilen ein einheitliches System zur Führung seiner Logistik, von der Einlagerung über die Lagerverwaltung und die Fördertechnik bis hin zur Kommissionierung und Warenverteilung.
Auch Peter Reimann, Leiter Logistik und Organisation bei der Wessels + Müller AG, hebt die Zuverlässigkeit und Flexibilität der Software hervor: „Wir wachsen sozusagen im laufenden Betrieb, nicht zuletzt dank des Lagerführungssystems (LFS).“ Gebe es doch einmal ein Problem, so sei auf den Software-Partner Verlass: „Wenn es doch einmal hakt, kann gerade in der Logistik ein zeitkritischer Support von höchster Bedeutung sein.“